Regeln
für Netzwerktreffen, Trainings und Workshops
Bei Netzwerktreffen, Trainings
und Workshops gibt es zahlreiche soziale Situationen, in denen
die normalen sozialen Regeln gelten.
In Workshops oder anderen Arbeitssituationen gelten zuerst
einmal die Regeln, die auch für eine Sitzung gelten.
Vertraulichkeit.
Alles, was an einem Ort gesagt wird, bleibt an dem Ort.
Selbstverantwortlichkeit.
Jeder spricht für sich. Was
andere gesagt haben wird nicht kommentiert, ergänzt oder
gewichtet. Diese Regel gilt auch für einen Eröffnungskreis
oder eine 'Teilrunde', in dem bzw. der man etwas von sich mit
Anderen teilen kann.
Beim
Co-Counseln konfrontiert auch in Gruppensituationen niemand
den Anderen mit dem, was dieser in ihm durch seine
Gegenwart
ausgelöst hat. Das unterscheidet das Arbeiten mit Co-Counsel-Techniken
von Prozessen in einer Gruppentherapie, in der man mit den Reaktionen
auf einander arbeitet. Diese Regel, lässt natürlich
nicht die Reaktionen aufeinander verschwinden. Sie legt nahe,
sich zurückzunehmen, die eigenen Reaktionen aufeinander
mitzuteilen. Die Erfahrungen, welch eine Bereicherung es sein
kann, an den ehrlichen Selbstäußerungen eines Gegenübers
teilhaben zu dürfen, macht dieses Zurücknehmen solcher Äußerung
meist einfach. In Trainings gibt es als Ausnahme die Möglichkeit, auf
den Prozess eines Anderen zurückzukommen, um die Verwendung
und die Wirkung von Techniken besser verstehen zu lernen. Hier
wird derjenige, auf den jemand Bezug nehmen möchte, gefragt,
ob er damit einverstanden ist.
Da auch in Workshops und Netzwerktreffen, wie überall
sonst, reale Menschen zusammenkommen, sind belastende Situationen
für den Einzelnen nicht immer auszuschließen. Damit
ein hohes Maß an Sicherheit für den Einzelnen möglich
ist, sind einige Verfahren entwickelt worden:
1. Jeder, der in einer Gruppensituation in seiner Aufmerksamkeit
für sich selbst und für Andere beeinträchtigt
ist, kann für sich nach einer Mini-Sitzung mit einem Partner
von z.B. 2 x 2 Minuten fragen. Hier hat er einen sicheren Raum,
um für sich nachzusehen, was gerade passiert, das auszusprechen,
auszudrücken und loszuwerden. Oft ist es so, dass in einer
solchen Situation jeder sich schnell einen Partner sucht und
klärt, was ihn gerade beschäftigt. Eine solche Mini-Sitzung,
um zwischendurch einmal kurz auf sich selbst zu achten, erzeugt
meist bei allen Gruppenteilnehmern neue Energie und Aufmerksamkeit
für die weitere Arbeit.
2. Erlebt man ein anderes Gruppenmitglied als irritierend
und hat dies auch in solch einer Mini-Sitzung nicht ausräumen
könne, kann man in einer seinen nächsten Co-Counsel-Sitzungen
darauf zurückkommen und versuchen, sich Klarheit zu verschaffen
und sich zu entlasten. Man kann dort z.B. die Technik 'Identifikations-Check’ benutzen.
3. Wenn beide Personen sich miteinander sicher fühlen
und beide ein Interesse daran haben, ihre Beziehung zu verbessern
und zu verstehen, was zwischen ihnen passiert, können
sie den 'Identifikations-Check' auch direkt miteinander machen.
4. Gibt es belastende Konflikte zwischen zwei Teilnehmern
auf einem Treffen und konnten die Irritationen auch nicht
wie
gerade beschrieben aufgelöst werden (was selten vorkommt),
dann gibt es als nächsten Schritt zwei Stufen des Konflikt-Counselns,
in denen man mit einem Moderator bzw. zusätzlich je einem
Unterstützer für jeden Beteiligten Verständnis
für einander und für eine Situation herstellen kann.
Voraussetzung für solch eine Sitzung ist, dass beide Beteiligten
diese Sitzung wollen und dass beide die Absicht haben dadurch
die Beziehung zum Anderen zu verbessern. Diese Sitzung ist
keine Co-Counsel-Sitzung, in der jeder an sich selbst arbeitet,
hier arbeiten beide am Verständnis füreinander. Man
teilt einander mit, was man möchte, dass der Andere von
einem weiß und gibt einander Feedback darüber was
man gehört hat. So kann man überprüfen ob man
sich verstanden fühlt, oder ob man es noch einmal darlegen
möchte. Hat man so in der einen Richtung eine befriedigende
Verständigung hergestellt, versucht man es genauso anders
herum. Der Moderator moderiert den Austausch, achtet auf das
Einhalten der Regeln und die vereinbarten Zeiten. Wenn Co-Counseler zusammen kommen, achten sie auf Gleichwertigkeit
in Zeit und Aufwand bei der damit verbundenen Arbeit. Das
ist vergleichbar mit der Gleichwertigkeit, auf die man in jeder
Co-Counsel-Sitzung achtet. So können auch hier Irritationen
bei der Arbeit vermieden werden. Bei Netzwerktreffen und bei
Workshops ist deshalb die Arbeit auf viele Personen aufgeteilt
oder man wechselt sich von Mal zu Mal ab. Eine andere Möglichkeit,
auf ein gleichgewichtiges Geben und Nehmen zu achten, besteht
darin jemanden für seine Arbeit zu bezahlen, z.B. denjenigen,
der bei einem Treffen das Essen kocht oder den Trainer, der
in einem Wochenend-Workshop alleine unterricht.
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