Sitzungen
Verabredungen für Sitzungen
- Beide vereinbaren im Voraus einen Zeitpunkt für die
Sitzung. Beide entscheiden im Voraus, wie lange sie miteinander
arbeiten wollen (2 x 30 Minuten oder 2 x 45 Minuten oder ...).
Beide haben immer die gleiche Zeit für ihre Sitzung.
- Beide verabreden den Zeitrahmen für Sitzungen ('bis
auf weiteres eine Sitzung jeden zweiten Mittwoch' oder 'für
drei Monate wöchentlich eine Sitzung' oder ’gelegentlich
bei Bedarf’ oder ...)
Statt sich zu zweit zu treffen, kann man auch mit einer kleinen ’Unterstützungsgruppe’’ zusammenkommen
und sich vor Ort dann in Zweier- oder Dreier-Gruppen aufteilen,
wie es auch bei offenen Netzwerktreffen geschieht. Wenn jemand
verhindert ist, können dann trotzdem für die Übrigen
die Sitzungen stattfinden. Sitzungen mit verschiedenen Partnern
helfen auch dabei, die eigenen Fähigkeiten als Klient
und Counseler zu erweitern.
Ein Treffen zu dritt oder zu viert erzeugt einen mikroinstitutionellen
Rahmen und macht sichtbar, dass es kein privater Kontext ist,
in dem man sich trifft. Einige der folgenden Regeln und Maßnahmen
unterstreichen dieses institutionelle Setting auch für
Treffen zu zweit:
Vor einer Sitzung
- Wenn man sich am vereinbarten Platz trifft, fängt man
sofort mit den Sitzungen an und vermeidet möglichst viel
von den normalen sozialen Kontakten, wie einen Kaffee anbieten
usw. .
- Das Telefon ausschalten / den Anrufbeantworter leise stellen.
- An der Tür ein ’bitte nicht stören’ anbringen.
- Kinder und Haustiere sollten so untergebracht sein, dass
sie die Sitzung nicht stören können.
- Nachbarn sollten informiert sein, dass es laut werden kann.
- Man achtet darauf, bequem zu sitzen. Das kann auf Stühlen
oder Kissen sein, Wenn man im Stehen oder liegen arbeiten
möchte, sollte man vor seiner Sitzung dafür sorgen,
dass das einfach und problemlos möglich ist.)
- Timer, Taschentücher und Kissen liegen bereit.
In einer Sitzung
Der Rahmen der Sitzung: 'Die Vereinbarung' oder 'der Kontrakt'.
- Klient wählt den Kontrakt
- freie Aufmerksamkeit
- normaler Kontrakt: freie Aufmerksamkeit und Vorschläge
- intensiver Kontrakt: freie Aufmerksamkeit und viele Vorschläge,
der Klient beabsichtigt, die Vorschläge
mindestens auszuprobieren
- mit oder ohne teilnehmende Mimik
- Zeitwarnung vor Ende der Sitzung (wenn erwünscht)
- körperliche Unterstützung durch den Co-Counseler (z.B. das Halten
der Hände)
- Abstand zum Counseler
Beispiele für die Vorgehensweise
des Klienten in einer Sitzung
- Er wählt eine Position, in der er seine Sitzung beginnen
will (sitzen, stehen, liegen,)
- Er sagt etwas Gutes über sich selbst. (Diese Aktualisierung
des Bewusstseins vom eigenen Wert gibt dem Klienten in der
Sitzung oft mehr Kraft dafür, auch unangenehmere Dinge,
oder eigene Schwächen anzusehen.)
- Er macht eine Konzentrationsübung um klar auch dort
zu sein, wo er jetzt ist.
- Der Klient beginnt damit sich zu fragen:
'
Was liegt oben auf?’
’
Was ist los?’
’
Möchte ich ein besonderes Thema bearbeiten?’
- Während der Klient vor dem Anderen spricht, achtet er
zwischendurch immer wieder auf die Reaktionen, die sich bei
ihm möglicherweise zu dem, was er sagt und tut einstellen.
Er hört sich in dem Sinne selbst zu: Welche Gedanken oder
Bilder kommen auf? Was spielt sich in meinem Körper ab?
Was sagen meine Hände oder meine Körperhaltung? Welche
Phantasien kommen auf? Diese Antworten können ein Zugang
zu einem Inneren sein, das sonst nicht zugänglich geworden
wäre.
- Er fragt sich, ob er eine Situation, die er beschrieben hat,
nachspielen möchte.
- Er achtet darauf, ob es Gefühle gibt die ausgedrückt
werden wollen (Gefühle wie Trauer, Schmerz, Wut, Angst
und Freude auszudrücken - zu entladen - wirkt entlastend
und unterstützt das klare Denken). Er fragt sich nach
seinen Wünschen und Sehnsüchten.
- Er kann sich am Ende der Sitzung Zeit für die folgenden
Fragen nehmen
Was ist mir klar geworden?
Was nehme ich mit?
Was nehme ich mir vor?
Welche Richtung nehme ich mit?
Welche meiner Stärken habe ich in dieser Sitzung erlebt?
Möchte ich etwas von mir wertschätzen?
- Er kann falls nötig mit einer Konzentrationsübung
in die Gegenwart umschalten. Das ist z.B. wichtig, um dem Anderen
nach dem Wechsel der Rollen die ganze Aufmerksamkeit schenken
zu können und wird weiter hinten im Text näher beschrieben.
Nach einer Sitzung
Technisches Feedback
Nach einer Sitzung gibt es die Möglichkeit für ein
Feedback zu den verwendeten Verfahren, um etwas dazulernen
zu können. Findet eine Co-Counsel-Sitzung zu dritt statt,
nimmt der dritte bei der Nachbesprechung die Rolle des Beobachters
ein. Für dieses Feedback gibt es ein sicheres Verfahren:
1. Der Klient gibt Feedback für den Counseler: ‚Was
hätte anders sein können?’ / ‚Was hat
mich besonders gut unterstützt?’
2. Der Counseler reflektiert sein Unterstützen: ‚Eine
Sache, die ich hätte besser machen können.’ / ‚Eine
Sache, die gut gelungen ist.’
3. Der Beobachter gibt Feedback für den Counseler: ‚Eine
Unterstützungsalternative.’ / ‚Etwas, das
seiner Beobachtung nach gut gewirkt hat.’
Jeder sagt zu den Aspekten gelungen/misslungen nur eine Sache.
Das schafft einen sicheren Rahmen und so kann das Gesagte besser
behalten werden. Über das Feedback wird nicht diskutiert,
es wird als Geschenk betrachtet, das man einander macht um
voneinander etwas zu erfahren und dadurch lernen zu können.
Darüber hinaus:
- Wenn die Sitzung vorbei ist, geht man auseinander. Wieder
sollte man darauf achten, von den im normalen sozialen Kontext
gültigen Regeln abzuweichen. Dadurch bleibt der sichere
Raum für die Co-Counsel-Sitzung erhalten und der gerade
stattgefundene eigene Prozess kann lebendiger in der Erinnerung
bleiben.
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