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Gefühle ausdrücken (’Acting into’)
Ziel
Belastende Gefühle ausdrücken und auf diese Weise
Spannungen abbauen und so zu einer klareren Sicht und zu kreativerem
Denken kommen.
Methode
Bemerkt der Klient in einer Co-Counsel-Sitzung hochsteigende
Gefühle, kann er sie deutlicher ausdrücken, indem
er dazu die passende Körperhaltungen einnimmt und die
entsprechenden Gesten macht. Durch dieses auch körperliche
Ausdrücken können die Gefühle manchmal so
stark werden, dass sie zur Katharsis führen.
(Der Begriff ’Katharsis’ wird z.B. bei der Griechischen
Tragödie benutzt. Durch die Identifikation mit der lebensechten
Darstellung auf der Bühne kann der Zuschauer eine Katharsis
erleben, d.h. Schrecken (phobos) angesichts der Bedrohung des
Helden, psychische Spannungsentladung durch Jammer (eleos).
Nach der Spannungsentladung kann der Zuschauer dann die kathartische
Erleichterung und Reinigung erleben.)
- Lachen
Einem Impuls, lachen zu wollen zu folgen ist oft ohne große
Widerstände möglich. Vorschläge des Counselers
wie: „Atme tief ein!“ können dem Klienten
helfen dem Lachen mehr Ausdruck zu geben. So kann dieser besser
spüren was darin enthalten ist: Erleichterung, Hohn, Glück,
Freude, Ironie. Der Klient bemerkt dabei eine von innen kommende
Verstärkung, und folgt dieser. Durch zugehörige
Laute, Gesten und Körperhaltungen kann er diesem Gefühl
dann noch mehr Ausdruck verleihen. Einmal dem ersten Lachimpuls
gefolgt, geschieht das weitere dann manchmal wie von alleine,
als wenn ein Damm gebrochen wäre. Lachen befreit. Das
Lachen über die eigenen selbstschädigenden Verhaltensweisen,
kann einen großen mentalen Freiraum schaffen. (In den
beiden Techniken ‚Durch Feiern Widersprechen’ und ‚Provokative
Technik’ kommt Lachen in Co-Counsel-Sitzungen noch in
einem anderen Kontext vor.)
- Trauer
Fühlt der Klient Trauer, kann er sich, um einen besseren
Zugang zu diesem Gefühl zu bekommen, bequem auf den Boden
legen und Arme und Beine in eine entspannte Position bringen.
Gibt es den Impuls, klägliche Laute dazu machen, kann
der Klient auch dem folgen und natürlich kann er weinen,
wenn Tränen kommen. Irgendwann kann der Counseler dem
Klienten dann auch für die Tränen ein Taschentuch
reichen. Das sofort nach den ersten Tränen zu tun, ist
jedoch meist nicht hilfreich und stoppt Tränenfluss und
damit die Möglichkeit der Entlastung vom Gefühl.
Der Counseler kann das weitere Hervortreten der Trauer unterstützen,
indem er dem Klienten die Hände auf den Kopf legt und
ihn sanft massiert.
- Wut
Mit einem leichten Schlagen auf ein Kissen kann der Klient
eine sich gemeldete Wut weiter heraufkommen lassen. Er kann
mit einem lauten ’Ich’ beginnen. Es hat sich als
vorteilhaft erwiesen in diesem Prozess zu knien. Sobald tiefe
Wut im Klienten hochsteigt kann er mit den Fäusten mit
aller Kraft auf ein dickes Kissen oder eine Matratze schlagen
und dabei laut seine Stimme gebrauchen, alles, was hochkommt
kann er rufen, schreien, Töne, Worte, Sätze.
- Angst
Es ruft oft die größten Widerstände hervor
seine Angst hervorkommen zu lassen. Diese Widerstände
kann der Klient überwinden, indem er sich hinstellt und
sich dabei vom Counseler festhalten lässt. Der Klient
lässt dabei die Arme hängen und kann dabei die Hände
kräftig ausschütteln. Er kann auch die Schultern
in das Schütteln einbeziehen. Er atmet schnell und tief
und lässt beim Ausatmen den Kiefer hängen um ihnen
die Möglichkeit zu geben zu zittern. Alles was an Tönen
in ihm aussteigt lässt er heraus.
Vorschläge des Counselers
dazu
Neben der (1) Hilfe beim Ausdrücken der Gefühle achtet
der Counseler darauf, dass die Emotionen (2) mit einem konkreten
Ereignis verbunden bleiben und darauf, dass der Klient auch
(3) jederzeit aus den Gefühlen herauskommen kann, wenn
er will.
1. Beim Zulassen vorhandener Emotionen, dem Ermutigen diese
auszudrücken
- Atme tief ein!
- Rufe etwas laut!
- Wo ist es in deinem Körper?
- Mach es, egal wie, irgendwie!
- Es ist in Ordnung zu weinen ... lachen ... schlagen ...
- Du bist hier sicher.
- Lass es heraus!
- Hier, schlage auf das Kissen!
- Schlage ( ) mehr, schlage ( ) fester!
- Nimm deine Stimme mit!
- Sag es noch einmal, ohne zu lächeln!
- Sag es noch einmal, ohne Pausen zu machen!
- Schüttle es heraus!
- Hole weiter aus (zum Schlagen)!
- Was sonst würdest du fühlen, wenn du das nicht
fühlen würdest?
- ‘Ich bin wütend’, wiederhole das mal!
2. Darauf achten, dass diese Emotionen mit dem sie auslösenden
Ereignis verbunden bleiben.
- Wem willst du das sagen?
- Was hat deine Wut hervorgebracht?
- Wann ist die Wut entstanden?
- Was war vor der Wut?
3. Aus Emotionen herauszuholen durch 'Buchstäbliche Beschreibung':
- Was möchtest du in der Realität deinem Boss sagen?
Beachte
Acting-Into-Techniken werden nur angewendet, wenn schon etwas
von dem Gefühl erkennbar ist, wie z.B. Wut. Alle starken
Emotionen sollten klar an Ereignisse gebunden bleiben und
sich nicht verselbständigen. Das erfordert eine realistische
Begrenzung der Geltung dieser Gefühle. Ein Beispiel:
Es kann ein berauschendes Gefühl sein, in einer Sitzung
seine Wut mit allem, was man hat, herauszulassen. Man fühlt
sich völlig präsent und identisch mit sich selbst.
Benutzt man als Klient nun Sitzungen dafür, sich wieder
und wieder dieses Gefühl zu organisieren, kann sich
die Wut verselbstständigen und der Klient entfernt sich
vom Prozess des Verstehens und des neuen Handelns. Dadurch
kann eine Co-Counsel-Sitzung für den Klienten sinnlos
bis schädlich werden. Glaubt der Counseler so etwas
beim Klienten zu bemerken, kann er ohne Unterlass intervenieren,
so dass die Wut mit konkreten Erlebnissen verbunden, oder
der Klient aus den Emotionen herausgeholt wird. In solchen
Fällen ist es nötig, nachher gemeinsam über
die Sitzungen zu reden.
Es ist wichtig, den Unterschied zu verstehen, dass es etwas
anders ist ein Gefühl wie Angst oder Wut bei sich wahrzunehmen
oder sich von diesem Gefühl zu entlasten. Ein Beispiel:
Wenn jemand traurig ist, sitzt er vielleicht zusammengesunken
mit hängendem Kopf da. Wenn jemand sich von der Traurigkeit
entlastet, dann weint er.
Nach solchen Entlastungen sieht die Welt für den Klienten
vielfach anders aus. Er spürt seine Kraft und seine Energie,
er kann Dinge neu bewerten und ist oft voller Tatendrang in
der äußeren Realität etwas zu bewerkstelligen.
Für den Prozess des Neubewertens kann ich als Klient meine
Kraft und Energie spüren, wenn ich zu den belastenden
Gefühlen mein Verlangen, das dazugehört, formuliere.
Hintergrund
Kinder entladen Spannungen meist noch spontan durch Gefühlsausbrüche.
Auffälligerweise reagieren sie sich oft ab, wenn ein Ereignis
vorbei ist, neuer Schmerz also nicht dazu kommen kann und zugleich
noch alle Gefühle wach sind. (eine Form von ’Balance
der Aufmerksamkeit’). Nach ihrem Weinen, Schreien oder
Trampeln geht es ihnen meist besser. Das was sie verletzt hat,
sind sie losgeworden.
Eine derartige Katharsis wird in unserer Gesellschaft meist
nicht als nützlich angesehen. Vielmehr wird das offene
Zeigen von Gefühlen als Zeichen von Schwäche oder
kindischem Verhalten verurteilt. Selbst Kindern gestattet man
solche Gefühlsausbrüche manchmal nicht und bestraft
sie stattdessen.
Oft empfindet deshalb der Klient bereits die Anfänge einer
Katharsis als Bedrohung und errichtet Kontrollen dagegen.
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