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Handeln planen (‘Action planning’)
Ziel
Während des Co-Counselns gewonnene Einsichten und Wünsche
sollen anschließend in der ‘realen Welt’ umgesetzt
werden können.
Methode
Es ist entlastend, in Co-Counsel-Sitzungen schmerzhafte Gefühle
auszudrücken. Wenn es jedoch beim bloßen Ausdruck
bleibt, verliert der Prozess mit der Zeit schnell seine Produktivität.
Das Beschäftigen mit Problemen und die manchmal intensiven
Gefühle dabei können dann auch zum Selbstzweck werden.
Co-Counselns heißt deshalb auch immer, den sicheren Raum
der Sitzung (des Labors) zu verlassen und das Risiko auf sich
zu nehmen, etwas Neues auszuprobieren.
Die Verbindungsstelle nach außen ist das Planen von Handlungen,
das Ausprobieren einer Handlung als Gedankenexperiment oder
Rollenspiel. Wenn man im Selbstklärungsprozess seine Wünsche
und Fähigkeiten besser zu verstehen gelernt hat, kann
man diese angemessener mit den Bedingungen seiner Umwelt zu
verbinden versuchen. Bereits kleine Schritte geben neue Lebensenergie
und wirken stärkend für die nächsten Schritte,
oder für tiefere Prozesse in den Sitzungen, in denen dann
wieder neue Schritte entstehen. Das folgende Gedankengeländer
gibt solchen Handlungsplanungen eine Struktur.
1. Was ist das Vorhaben, das ich verwirklichen will, das Ziel,
das ich erreichen will, oder die Richtung, in die ich gehen
will?
2. Das Vorhaben (oder Ziel oder Richtung) überprüfen/evaluieren.
Entweder entsteht dabei zusätzliche Motivation, etwas
für das Erreichen des Ziels zu tun, oder es ist klar geworden,
dass es nicht um diesen Wunsch geht - und man fängt wieder
von vorne an.
3. Das Vorhaben in einzelne kleine Schritte aufteilen. Ein
großes Vorhaben, das mir nur schwer durchführbar
erscheint, wird möglichst in so kleine Teile zerlegt,
dass diese bewältigt werden können. (Wie übrigens
auch in jedem anderen Moment einer Sitzung, kann der Klient
den Counseler bitten, etwas mitzuschreiben. Der Klient muss
sich also nicht darauf konzentrieren, etwas Behalten zu wollen,
auf das er später noch einmal zurückkommen möchte,
sondern er kann sich weiter auf den gerade stattfindenden
Prozess konzentrieren.)
4. Persönliche Fähigkeiten ins Bewusstsein rufen,
die helfen, das Ziel zu erreichen.
5. Personen oder Dinge ins Bewusstsein rufen, die einen dabei
unterstützen können, das Vorhaben zu verwirklichen.
6. Konkret die ersten kleinen Schritte planen: Was? Wie? Wann?
7. Mögliche Schwierigkeiten beschreiben und wie man damit
umgehen kann. Nicht sinnvoll ist, sich mit mehreren Schwierigkeiten
gleichzeitig zu beschäftigen, oder sich mit allen erdenkbaren
abzumühen. Diese Phase dient dazu, später auf das
Auftreten von Schwierigkeiten bei der Umsetzung vorbereitet
zu sein, und sich daran zu erinnern, dass es einem gelungen
war, Lösungen zu finden. Das Bewusstsein für die
eigenen Fähigkeiten wird entwickelt.
Wenn Schwierigkeiten zu groß erscheinen, kann man in
der Co-Counsel-Sitzung auch wieder von vorn beginnen oder das
Vorhaben in noch kleinere Schritte zerlegen - oder es aufgeben.
8. Jemandem vom Erreichen des Ziels berichten (Per Treffen,
Postkarte, Telefon, Anrufbeantworter, E-Mail). Das kann auch
der Counseler sein. (Der Klient kommt hierbei sozusagen selbst
auf seine Sitzung zurück). Das Bewusstsein den Erfolg
mitteilen zu können, kann Flügel verleihen und man
entkommt der Situation ’Es kuckt wieder kein Schwein’.
Daneben gibt es noch ein Stück Selbstverpflichtung, wenn
man solch eine Mitteilung vorher mit genauer Zeit ankündigt.
9. Sich selbst wertschätzen für das, was man getan
hat.
Vorschläge des Counselers dazu
1. Was ist deine Absicht, dein Ziel?
Sag es ohne zu lächeln!
Steh auf und sage es noch einmal (lauter)!
Stell es dir konkret vor!
Was genau möchtest du tun? Was möchtest du erreichen??
2. Wie wäre es, wenn das Ziel erreicht ist?
3. In welchen Schritten könntest du vorgehen?
4. Welche deiner Fähigkeiten helfen dir, das Ziel zu erreichen?
5. Wer kann dich unterstützen, dein Ziel zu erreichen?
(Wen kannst du um Unterstützung bitten?)
Was kann dich unterstützen, dein Ziel zu erreichen?
6. Was ist der erste Schritt?
Wie machst du es? (Mit wem musst du sprechen? ...)
Bis wann wirst du dies getan haben?
7. Was könnte dazwischenkommen?
Wie könntest du diese Schwierigkeiten überwinden?
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass du es tun wirst (von 0 bis
100%)?
8. Wem willst du vom Erreichen des Ziels berichten?
Wie wirst du das tun?
Bis wann wirst du das tun?
und erneute Überprüfung:
Stell dir vor, du hast es getan/erreicht, was ist dann?
Beachte
Ohne Bezug zu konkreten Entwicklungsschritten ist Co-Counseln
nur Spielerei.
Plane immer möglichst konkret und realistisch.
(Es gilt: Ich liebe mich auch noch, wenn ich es nicht geschafft
habe. Ich schaue noch einmal hin und suche einen anderen Weg.)
Hintergrund
Handlungen konkret zu planen, ist eine kreative Geistestätigkeit.
Während dieser Arbeit bekommt man Kraft, die man vorher
noch nicht hatte. Umso mehr, wenn man den ersten kleinen Schritt
zur Verwirklichung seines Wunsches getan hat. Einen Anfang
gemacht zu haben gibt einem Kraft, den nächsten Schritt
zu tun.
2 Zitate:
Gedacht heißt nicht immer gesagt,
gesagt heißt
nicht immer richtig gehört,
gehört heißt nicht
immer richtig verstanden,
verstanden heißt nicht
immer einverstanden,
einverstanden heißt nicht
immer angewendet,
angewendet heißt noch
lange nicht beibehalten.
Konrad Lorenz, 1951
Gedacht ist noch nicht gesagt
gesagt ist
noch
nicht gehört
gehört ist noch nicht verstanden
verstanden ist noch nicht einverstanden
einverstanden ist noch nicht umgesetzt
umgesetzt ist noch nicht nachhaltig.
Peter Opitz, 200
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