Handbuch
zum Co-Counseln (Co-Counselling)

14 Handeln planen (‘Action planning’)

Ziel
Während des Co-Counselns gewonnene Einsichten und Wünsche sollen anschließend in der ‘realen Welt’ umgesetzt werden können.

Methode
Es ist entlastend, in Co-Counsel-Sitzungen schmerzhafte Gefühle auszudrücken. Wenn es jedoch beim bloßen Ausdruck bleibt, verliert der Prozess mit der Zeit schnell seine Produktivität. Das Beschäftigen mit Problemen und die manchmal intensiven Gefühle dabei können dann auch zum Selbstzweck werden.
Co-Counselns heißt deshalb auch immer, den sicheren Raum der Sitzung (des Labors) zu verlassen und das Risiko auf sich zu nehmen, etwas Neues auszuprobieren.
Die Verbindungsstelle nach außen ist das Planen von Handlungen, das Ausprobieren einer Handlung als Gedankenexperiment oder Rollenspiel. Wenn man im Selbstklärungsprozess seine Wünsche und Fähigkeiten besser zu verstehen gelernt hat, kann man diese angemessener mit den Bedingungen seiner Umwelt zu verbinden versuchen. Bereits kleine Schritte geben neue Lebensenergie und wirken stärkend für die nächsten Schritte, oder für tiefere Prozesse in den Sitzungen, in denen dann wieder neue Schritte entstehen. Das folgende Gedankengeländer gibt solchen Handlungsplanungen eine Struktur.

1. Was ist das Vorhaben, das ich verwirklichen will, das Ziel, das ich erreichen will, oder die Richtung, in die ich gehen will?
2. Das Vorhaben (oder Ziel oder Richtung) überprüfen/evaluieren. Entweder entsteht dabei zusätzliche Motivation, etwas für das Erreichen des Ziels zu tun, oder es ist klar geworden, dass es nicht um diesen Wunsch geht - und man fängt wieder von vorne an.
3. Das Vorhaben in einzelne kleine Schritte aufteilen. Ein großes Vorhaben, das mir nur schwer durchführbar erscheint, wird möglichst in so kleine Teile zerlegt, dass diese bewältigt werden können. (Wie übrigens auch in jedem anderen Moment einer Sitzung, kann der Klient den Counseler bitten, etwas mitzuschreiben. Der Klient muss sich also nicht darauf konzentrieren, etwas Behalten zu wollen, auf das er später noch einmal zurückkommen möchte, sondern er kann sich weiter auf den gerade stattfindenden Prozess konzentrieren.)
4. Persönliche Fähigkeiten ins Bewusstsein rufen, die helfen, das Ziel zu erreichen.
5. Personen oder Dinge ins Bewusstsein rufen, die einen dabei unterstützen können, das Vorhaben zu verwirklichen.
6. Konkret die ersten kleinen Schritte planen: Was? Wie? Wann?
7. Mögliche Schwierigkeiten beschreiben und wie man damit umgehen kann. Nicht sinnvoll ist, sich mit mehreren Schwierigkeiten gleichzeitig zu beschäftigen, oder sich mit allen erdenkbaren abzumühen. Diese Phase dient dazu, später auf das Auftreten von Schwierigkeiten bei der Umsetzung vorbereitet zu sein, und sich daran zu erinnern, dass es einem gelungen war, Lösungen zu finden. Das Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten wird entwickelt.
Wenn Schwierigkeiten zu groß erscheinen, kann man in der Co-Counsel-Sitzung auch wieder von vorn beginnen oder das Vorhaben in noch kleinere Schritte zerlegen - oder es aufgeben.
8. Jemandem vom Erreichen des Ziels berichten (Per Treffen, Postkarte, Telefon, Anrufbeantworter, E-Mail). Das kann auch der Counseler sein. (Der Klient kommt hierbei sozusagen selbst auf seine Sitzung zurück). Das Bewusstsein den Erfolg mitteilen zu können, kann Flügel verleihen und man entkommt der Situation ’Es kuckt wieder kein Schwein’. Daneben gibt es noch ein Stück Selbstverpflichtung, wenn man solch eine Mitteilung vorher mit genauer Zeit ankündigt.
9. Sich selbst wertschätzen für das, was man getan hat.

Vorschläge des Counselers dazu
1. Was ist deine Absicht, dein Ziel?
Sag es ohne zu lächeln!
Steh auf und sage es noch einmal (lauter)!
Stell es dir konkret vor!
Was genau möchtest du tun? Was möchtest du erreichen??
2. Wie wäre es, wenn das Ziel erreicht ist?
3. In welchen Schritten könntest du vorgehen?
4. Welche deiner Fähigkeiten helfen dir, das Ziel zu erreichen?
5. Wer kann dich unterstützen, dein Ziel zu erreichen? (Wen kannst du um Unterstützung bitten?)
Was kann dich unterstützen, dein Ziel zu erreichen?
6. Was ist der erste Schritt?
Wie machst du es? (Mit wem musst du sprechen? ...)
Bis wann wirst du dies getan haben?
7. Was könnte dazwischenkommen?
Wie könntest du diese Schwierigkeiten überwinden?
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass du es tun wirst (von 0 bis 100%)?
8. Wem willst du vom Erreichen des Ziels berichten?
Wie wirst du das tun?
Bis wann wirst du das tun?

und erneute Überprüfung:
Stell dir vor, du hast es getan/erreicht, was ist dann?


Beachte
Ohne Bezug zu konkreten Entwicklungsschritten ist Co-Counseln nur Spielerei.
Plane immer möglichst konkret und realistisch.
(Es gilt: Ich liebe mich auch noch, wenn ich es nicht geschafft habe. Ich schaue noch einmal hin und suche einen anderen Weg.)

Hintergrund
Handlungen konkret zu planen, ist eine kreative Geistestätigkeit. Während dieser Arbeit bekommt man Kraft, die man vorher noch nicht hatte. Umso mehr, wenn man den ersten kleinen Schritt zur Verwirklichung seines Wunsches getan hat. Einen Anfang gemacht zu haben gibt einem Kraft, den nächsten Schritt zu tun.

2 Zitate:
Gedacht heißt nicht immer gesagt,
gesagt heißt nicht immer richtig gehört,
gehört heißt nicht immer richtig verstanden,
verstanden heißt nicht immer einverstanden,
einverstanden heißt nicht immer angewendet,
angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.
Konrad Lorenz, 1951

Gedacht ist noch nicht gesagt
gesagt ist noch nicht gehört
gehört ist noch nicht verstanden
verstanden ist noch nicht einverstanden
einverstanden ist noch nicht umgesetzt
umgesetzt ist noch nicht nachhaltig.
Peter Opitz, 200

 

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