Grundlegende Prinzipien
Grundlegende Prinzipien für Co-Counsel-Sitzungen sind:
Gleichwertigkeit:
In Sitzungen begegnet man sich auf ‚gleicher Augenhöhe’.
Beide haben in gleicher Weise dafür die verwendeten Techniken
und Methoden gelernt. Die Achtung des Anderen in seiner Unterschiedlichkeit
ist die Basis jeder Sitzung.
Gegenseitigkeit:
Zeit und Aufmerksamkeit in Sitzungen sind gleich verteilt.
Was man vom Anderen als Unterstützung bekommen hat, kann
man in gleicher Weise zurückgeben.
Achtung und Toleranz:
Derjenige, der über sich spricht, bekommt Zustimmung dafür,
Gefühle zu äußern und dafür, das zu tun,
was er in der Sitzung braucht. Das eröffnet ihm einen
Raum, in dem er sich so, wie er gerade ist, angenommen fühlt
und indem er das ausdrücken kann, was in ihm ist. Der
Unterstützer orientiert sich in seinen Reaktionen nicht
an eigenen Normen und Theorien.
Eigenverantwortung:
Die Verantwortlichkeit für den Prozess liegt ausschließlich
beim dem, der über sich spricht und an seiner Situation
arbeitet Er entscheidet allein was Gegenstand seiner Sitzung
ist, was zur Sprache kommt (und was nicht) und wie er damit
in der Sitzung umgeht. Der Unterstützer gibt keine Interpretationen,
Bestätigungen, Ratschläge, Zusammenfassungen. Der
Unterstützer macht allein Vorschläge dazu, was der
Arbeitende, in der Sitzung tun kann, um sich selbst wahrzunehmen,
auszudrücken und auszuprobieren.
Hoffnung:
Menschen haben in ihrer Entwicklung mehr oder weniger gelernt
auf Situationen angemessen zu reagieren – in gefährlichen
Situationen manchmal mit Notprogrammen. Wenn die Situationen
(oder Gefahren) sich nun verändern, sind die erlernten
Verhaltensmuster manchmal nicht mehr wirklich brauchbar. Anstelle
hilfreich zu sein, behindern und belasten sie. Vor diesem Hintergrund
heißt Co-Counseln: Einen sicheren Raum zu haben, um Belastendes
ausdrücken zu können. Man kann sich selbst und Situationen
neu ansehen, mehr Verhaltensmöglichkeiten und Stärken
in den Blick bekommen und davon außerhalb der Sitzungen
Schritt für Schritt etwas ausprobieren.
Dieses in der humanistischen Psychologie enstandene Modell
für Entwicklung mit der in den Sitzungen erlebten Entlastung
und Klärung und die kleinen ausprobierten Veränderungen
machen Hoffnung. Und Hoffnung ist dann Motor dafür, weitere
Anstrengungen auf sich zu nehmen. Hoffnung drückt sich
bereits in jedem gesagten Veränderungswunsch aus und ist überhaupt
Voraussetzung dafür, mit dem Co-Counseln zu beginnen.
Sicherheit:
Nur wenn man sich in einer Co-Counsel-Sitzung sicher und geborgen
fühlt, kann man sich vor einem Anderen für sich
selbst öffnen. Nur wenn man sich sicherer fühlt als
in der irritierenden, belastenden oder verletzenden Situation,
die einen beschäftigt, kann man die Situation und sich
selbst darin besser verstehen und Alternativen zu seinem bisherigen
Denken und Handeln entwickeln.
Eine Co-Counsel-Sitzung ist in diesem Sinne eine Einladung
an den Anderen: "Du darfst hier sein". Damit man
diese Einladung annehmen kann, braucht man Sicherheit.
Deshalb gibt es beim Co-Counseln einen klaren Kontrakt und
klare Regeln zur Sicherheit in der Sitzung.
Zur Sicherheit gehört beim Co-Counseln zuerst Vertraulichkeit.
Das was in der Sitzung geschieht und dort gesagt wird, unterliegt
der Verschwiegenheit. Niemand außer demjenigen, der über
sich gesprochen hat, kommt in oder außerhalb von Sitzungen
darauf zurück.
Ausführlicheres zur Sicherheit beim Co-Counseln wird in
einem eigenen Kapitel weiter hinten beschrieben.
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