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Rollenspiel
Ziel
Rollenspiele sollen helfen, eine Situation lebendig und mit
allen Gefühlen nachzuerleben.
Methode
Kommt in der Sitzung des Klienten eine Person vor, mit der
es etwas zu klären gibt, kann der Counseler dem Klienten
das Rollenspiel anbieten. Der Klient gibt dem Counseler dazu
genaue Rollenanweisungen, was er sagen soll, wie er es sagen
soll, wie er sich dazu bewegen soll usw. . Es kann sinnvoll
sein, dass der Klient seine Anweisungen mehrmals verändert
und mehrere Varianten ausprobiert, bis er die Rolle als stimmig
erlebt.
Das Rollenspiel kann auf verschiedene Weisen benutzt werden:
- Durch ein Rollenspiel kann der Klient eine Situation aus
der Vergangenheit nacherleben.
- Der Klient kann mittels eines Rollenspiels mögliche
zukünftige Situationen in die Gegenwart verlagern und
verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren, indem er diese
konkret durchspielt.
- Der Klient kann das Rollenspiel benutzen, um eine negative
Aussage (’ich bin nicht gut genug’) oder eine einschränkende
Forderung (’ich muss vernünftig sein’) über
sich selbst nach außen zu verlagern und sie sich vom
Counseler mitteilen zu lassen (’du bist nicht gut genug’, ’du
musst vernünftig sein’). Dadurch kann sich der Klient
in der Sitzung mit Personen und Situationen auseinandersetzen,
von denen er diese Aussagen schon einmal gehört hat.
- Manchmal ist es nützlich, dass der Klient selbst die
andere Person spielt, die ihn verletzt hat bzw. mit deren Verhalten
er konfrontiert war. Dieser Perspektivwechsel bricht vorgefasste
Sichtweisen auf oder parodiert die Situation. Es macht Empathie
manchmal erst möglich. Dem Klienten kann das Andere im
Anderen zugänglicher werden.
- Er kann einen schmerzenden inneren Konflikt – beispielsweise
wenn jeder Gedanke sofort durch sein Gegenteil blockiert wird
- mittels Rollenspiel bearbeiten. Er lässt dann beide
Seiten nacheinander zu Wort kommen. Er setzt (oder stellt)
sich auf ein Kissen (oder Stuhl) und beginnt mit der einen
Seite und wechselt dann auf den anderen Platz und erwidert.
So kann er sich auch mit sich selbst streiten und immer wieder
den Platz wechseln. Ziel ist, möglichst viel von dem zu
erfahren, was jede Seite beinhaltet. Der Klient beendet das
Rollenspiel, indem er auf seinen Ausgangsplatz zurückkehrt
und das Gespielte aus seiner eigenen Perspektive zusammenfasst.
- Der Klient kann den Counseler bitten, die für ihn störende,
blockierende innere Stimme zu übernehmen. Gibt er dem
Counseler anstelle von konkreten Sätzen (’wiederhole:
Du schaffst das nicht’) nur einen Rahmen vor, (’sag
mir alle möglichen Sätze, die meine Fähigkeiten
heruntermachen’) wird bewusst in der Sitzung mit einem
höheren ‚Risiko’ gearbeitet. Auf der einen
Seite können solche offenere Interventionen dem Klienten
neue Anstöße geben und ihn seine eigene Kraft spüren
lassen, auf der anderen Seite können sich – wenn
es ’zu viel’ wird – im Klienten Blockaden
aufbauen.
Elemente des Rollenspiels können in einer Sitzung vom
Counseler vorgeschlagen oder vom Klienten selbst initiiert
werden.
Vorschläge des Counselers dazu
Möchtest du, dass ich ... bin?
Was soll ich dir als ... sagen?
Was sind seine Worte?
Wie soll ich es dir sagen?
Wie ist es, es mir so zu sagen, als ob ich ... wäre?
Sag es zu dem Kissen!
Sage ihren/seinen Namen!
Sage ’ich’!
Was hast du ihm/ihr noch nicht gesagt?
Was hättest du noch sagen können, wenn du nichts
zurückgehalten hättest?
Willst du die Rolle einmal tauschen?
Beachte
Der Counseler hat beim Rollenspiel eine Doppelrolle. Er ist
sowohl aktiver Teilnehmer als auch weiterhin unterstützender
Counseler. Damit der Counseler beim Rollenspiel aufmerksam
unterstützen kann und nicht durch die Beschäftigung
mit den eigenen Reaktionen abgelenkt wird, kann der Klient
in Richtung eines Kissens sprechen, das der Counseler neben
sich hält. Legt der Counseler das Kissen beiseite, verdeutlicht
er damit das Ende des Rollenspiels und begibt sich wieder
in die ausschließlich unterstützende Position.
Wird kein Kissen benutzt, kann das klare Aussprechen des
Methodenwechsels am Ende des Rollenspiels (’Du bist
jetzt nicht mehr Peter Meier sondern Bernd’ und ’Ich
bin ab jetzt wieder allein dein Counseler’) sein Identifiziert-Werden
mit einer anderen Person auflösen.
Hintergrund
Beim Co-Counseln erfindet der Counseler keine Rolle. Er lässt
sich vom Klienten genaue Anweisungen geben, was seine Rolle
ist, denn Co-Counseln bezieht sich auf das reale Lebensdrama
und die darin erfahrenen Konfrontationen und es werden keine
konfrontierenden Techniken angewendet.
Dadurch unterscheidet sich das Rollenspiel im Co-Counseln vom
Rollenspiel im Psychodrama. Auch hier ist der Klient er selbst,
und andere Gruppenmitglieder spielen Rollen aus seiner Vergangenheit;
diese entwickeln sie aber - reagierend auf den Klienten -
aus ihrer eigenen Vorstellung heraus.
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