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Buchstäbliches Beschreiben
Ziel
Eine Situation soll vollständiger und realitätsgerechter
beschrieben werden können, als sie sich in meiner ersten
Erinnerung und deren Interpretation darstellt.
Methode
Für das buchstäbliche Beschreiben benutzt der Klient
den Präsens und die Ich-Form. Buchstäbliches Beschreiben
heißt etwas ausschließlich konkret zu beschreiben
und hierbei nicht zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden.
Der Klient verzichtet darauf, die Situation zu erklären,
zu rechtfertigen oder zu begründen. Der Klient versucht
von einer a priori Interpretation Abstand zu nehmen, um auch
das in den Blick zu bekommen, was nicht durch das Raster dieser
Interpretation erfasst wird.
Der Klient stellt gewissermaßen die Fragen eines Kriminalkommissars,
der an einen Tatort gerufen wird und versucht, alle möglicherweise
bedeutsamen Einzelheiten zu sammeln. Er gibt auf Fragen nach
Ergebnissen solange keine Antworten, bevor er nicht möglichst
viele Einzelheiten kennt. Ein Teil dieser zu erkundenden Situation
ist in einer Co-Counsel-Sitzung der Klient selbst. Er sagt
deshalb ’Ich’ beim Beschreiben und benutze das
Präsens. Er beschreibt seine Sinneseindrücke und
fragt sich: Was höre ich? Was sehe ich? Was rieche ich?
Welcher Gedanke ist in meinem Kopf? Wie bewege ich mich? Was
ist sonst noch da? Auch kann der Klient durch Rollenspiel (siehe
Technik weiter unten) eine Situation konkret nachstellen.
Vorschläge des Counselers dazu
Wer ist im Raum?
Wo sind die Personen?
Was machen die Personen gerade?
Wer spricht alles?
Was sagt sie genau?
Wo steht sie?
Welche Körperhaltung hat sie?
Was macht sie mit ihren Armen?
Von wo kommt das Licht?
Wohin siehst du?
In welchem Moment wird es für dich belastend?
Woran bemerkst du das?
Sag es im Präsens.
Sag ’ICH’.
Beachte
In Ich-Form sprechen, im Präsens sprechen - macht eine
Situation gegenwärtiger. Jemandem eine Geschichte erzählen,
ist etwas ganz Anderes.
Hintergrund
Oft schließt man die Bewertung einer Situation für
sich ab, ohne sie vollständig genug wahrgenommen zu haben.
Starke Gefühle, die man in der Situation erlebt hat, haben
das Gesichtsfeld verengt. Durch buchstäbliches Beschreiben
wird gewissermaßen nach der ersten Urteilsverkündung
der Fall neu aufgerollt
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