Der Mensch
Wir sind hier; weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst
gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und
Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem
Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit.
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann
er weder sich noch andere erkennen - er wird allein sein.
Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht
in unseren Nächsten? Hier in der Gemeinschaft kann ein
Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht
mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste
sehen, sondern als Mensch, der - Teil eines Ganzen - zu ihrem
Wohl seinen Beitrag leistet. In solchem Boden können wir
Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein - wie im Tod
- sondern lebendig als Mensch unter Menschen.
Richard Beauvais (1965)
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