Siglind Willms, Johannes Risse, Zum Frieden befreien Selbsthilfe durch Co-Counselling

Taschenbuch - 380 Seiten - Verlag Sozio-Publishing, 2011 ISBN: 978-3-935431-19-4

(Überblick über das Co-Counselling: Grundlagen der Methoden, Entstehungsgeschichte, Co-Counselling-Praxis in Münster, internationales Netzwerk)

Textauszug: Beginn der Einleitung

Es bedarf keiner besonderen Begründung, dass wir Menschen ein Leben lang aufgerufen sind, für uns Sorge zu tragen, sowohl individuell wie sozial. Einleuchtend ist dies für viele am ehesten im materiellen, körperlichen Bereich. Es ist eine Voraussetzung, um zu überleben. Dass diese Sorge sich auch auf den geistigen, seelischen, ästhetischen und ethischen Bereich bezieht, mag einleuchtend sein, aber bei vielen doch eher Widerstand und Ablehnung hervorrufen. Als Erwachsene haben viele Menschen sich in ihrem Denken und Fühlen fest eingerichtet, es ist für sie wie ein Zuhause. Die Heimat aufzugeben - dazu noch freiwillig - fällt schwer. Es ist die Angst vor Heimatlosigkeit und Identitätsverlust, die Menschen an ihren gewohnten Mustern von Denken, Fühlen und Handeln festhalten lässt. So muss sie oft das Leben erst zwingen, um für sich in diesen Bereichen Sorge zu tragen und die Verantwortung für sich zu übernehmen. Es ist wohl immer wieder erst die Akzeptanz unserer Bedürftigkeit und Schwäche, die uns den Anstoß gibt zur Sorge um uns: individuell, sozial, ethisch und ästhetisch. Die erlebte Schwäche und Bedürftigkeit wird zum Motor von Veränderung auf dem Hintergrund des Wissens und der Erfahrung, dass wir noch zu anderem fähig sind, und dass wir damit nicht nur überleben, sondern leben. Doch auch, wenn wir einsehen und anstreben, dass etwas anders wird, wissen wir oft nicht, wie das zu bewerkstelligen ist. Hier will das Selbsthilfeangebot des Co-Counselling weiterhelfen, dass ich lerne, mich gut und fachkundig um mich zu sorgen, nicht in einsamer Selbstzuwendung, sondern indem ich mich einem anderen anvertraue. Allerdings muss dieser Andere sich zurücknehmen können, damit ich meine Freiheit finden und in Freiheit zu mir kommen kann. Es wird also vorausgesetzt, dass der Mensch sein Glück nur in seiner Freiheit finden wird. Zentrales Kriterium eines schönen und erfüllten Lebens ist die Freiheit, sein zu können, wie ich bin, Zugang zu meinen lebensdienlichen Stärken und lebensbehindernden Schwächen zu haben, eine Freiheit, die sich durch und mit dem anderen gewinnen lässt, und die am anderen wächst.

Zum Frieden befreien - Selbsthilfe durch Co-CounsellingZu dieser Freiheit gehört konsequenterweise auch, dass Lebensformen von Gleichberechtigung und Partnerschaftlichkeit entwickelt werden, damit jeder diese Freiheit leben kann. Es hat schon viele Versuche des Menschen gegeben, diese Formen zu entwickeln. Viele sind gescheitert, und dennoch will der Mensch die Hoffnung nicht begraben, dass dies möglich sei. Hier setzt der Grundgedanke des Co-Counselling an. Er besagt: Der Umgang mit Gefühlen in der kopflastig rational orientierten Kultur der sogenannten westlichen Länder wird so folgenschwer negativ bewertet und ist einer so hochgradigen Missachtung ausgesetzt, dass riesige Potenziale an Kreativität zur Selbstentfaltung des Einzelnen und zum friedlichen Miteinander aller blockiert und verschüttet sind. Diese gilt es zu befreien und zwar auf dem Boden radikaler Gleichwertigkeit und des Respekts aller vor allen, ermöglicht durch ein intensives Einüben freier Aufmerksamkeit, intensiver Arbeit an sich selbst, partnergeleiteter (peerorientated) Organisationsstrukturen und differenzierter Konflikdösestrategien. Den Rahmen des Ganzen bildet die Selbsthilfe: Selbsthilfe durch Co-Counselling. ...



Buch bestellen
- beim Verlag Sozio-Publishing bestellen
- bei amazon bestellen