Offener Co-Counsel-Redekreis
Raum für Authentizität
Authentizität erkennt man daran, dass man das was man sagt und tut
als in sich Existentes auch fühlt. Eine solche Übereinstimmung
zwischen Innen und Außen setzt Kräfte und Energien frei.
Wenn man sich dieses plakative Statement anschaut, ergeben sich Fragen
... und Antworten:
F: Woher kommt
die Energie, die man gewinnt, wenn man authentisch aus dem Kontakt
mit sich selbst heraus handelt?
A: Energie wird dadurch
frei, dass sie nicht länger durch etwas Anderes gebunden
ist. Es ist z.B. einfach sehr anstrengend immer 'gut drauf' zu
sein. Man braucht viel Energie, alle anderen Gefühle zu
kontrollieren und wegzudrängen. Man selbst ist deshalb noch
lange nicht 'gut drauf'. Man wird höchstens zu einem mehr
oder weniger guten Abziehbild von jemandem, dem es rundherum
gut geht.
F: Kann es nicht
wichtig sein, in Situationen einen bestimmten Eindruck zu erwecken,
um ein Ziel zu erreichen?
A: Es ist verlockend,
so etwas zu versuchen, sich z.B. selbstbewusster zu geben als
man ist. Ein Problem ist nur: Es gibt mindestens Einen, der einem
das nicht abnimmt: Man selbst. Und auch Kollegen bemerken manchmal,
dass hinter der präsentierten Fassade Hohlräume sind.
Er bemerkt nicht nur dass man nicht 'gut drauf' ist, sondern
dass man sich dessen zusätzlich auch noch schämt.
F: Was kann man
tun, wenn einem der Mut sich so zu zeigen, wie man sich fühlt,
nicht in die Wiege gelegt wurde oder wenn man diesen irgendwann
verloren hat?
A: Am besten tut man
nichts, sondern man lässt etwas. Ich strenge mich nicht
mehr an den Anschein zu erwecken immer gute Laune zu haben. Ich
strenge mich nicht länger an, unangenehme Gefühle unter
der Oberfläche zu halten. Ich verabschiede mich davon, immer
etwas Interessantes sagen zu müssen. …
F: Wenn man das
zulässt, findet man sich dann nicht manchmal dort wieder,
wo man auf keinen Fall hin wollte?
A: Ja, vielleicht.
Aber vielleicht nicht lange. Und vielleicht fühlt sich das
gar nicht so schlecht an. Jemand ärgert sich über seinen
Freund und versucht eine 'gute Miene' dazu zu machen. Oder er
stellt den Freund zu Rede und sagt 'laut und deutlich sein Meinung'.
In letzterem Fall handelt er auf jeden Fall authentischer, er
folgt seiner augenblicklichen Wahrheit. Er fühlt sich echt
und kraftvoll.
Und dann geht es auf einmal weiter. Durch das Wahrnehmen und
Annehmen der unangenehmen eigenen Gefühle und das Finden
eines Ausdrucks dafür, kann Raum für eine neue Selbstwahrnehmung
entstehen. Alles, was es neben diesen belastenden Gefühlen
gibt kommt wieder in den Blick, die eigenen Stärken, die
Wertschätzung von sich selbst. Man ist nicht länger
das belastende Gefühl, sondern man hat es. Und es ist Platz
für die Wahrnehmung von dem was z.B. hinter dem Ärger
steckt.
Vielleicht ist es eine große Sehnsucht nach Anerkennung.
Dieses authentische Fühlen, Wahrnehmen und Denken zuzulassen,
verändert die Situation noch einmal. Der vorher leere Raum
ist erfüllt – weil man jetzt anwesend ist. So einfach
ist das. Man fühlt sich präsent, gegenwärtig und
- eben 'ganz erfüllt', erfüllt, vom Reichtum der Präsens,
der eigenen Kraft und Klarheit.
Zulassen von Gefühlen, die man eigentlich nicht fühlen
will wie Traurigkeit und Sehnsucht, heißt nicht, dass man
darin stecken bleiben muss. Im Gegenteil, annehmen von dem was
in mir ist, ermöglicht Zugang zu neuen inneren Räumen
und diese sind oft verbunden mit neuen äußeren Möglichkeiten.
F: Handele ich
mir damit nicht soziale Probleme ein, wenn ich auf diese Weise
authentisch bin, z.B. am Arbeitsplatz?
A: Manchmal ist es
ganz sicher gut, einem Kollegen seinen Ärger deutlich spüren
zu lassen, manchmal ist der Arbeitsplatz dafür wirklich
nicht der richtige Ort - genauso wenig wie die Badewanne der
richtige Ort ist, schwimmen zu lernen.
Um aus einem echten Kontakt zu sich selbst heraus mit seinen
Gefühlen und seiner Wahrheit authentisch umgehen ist es
wichtig, dafür einen sicheren Ort zu haben. Einen Ort, an
dem man etwas ausprobieren kann, ohne sich damit Probleme einzuhandeln.
Der offene Co-Counsel-Redekreis, die Männer- oder Frauengruppe,
die regelmäßigen Abende mit einem Freund oder einer
Freundin sind solche Orte. Es geht um Treffen, Reden und Gehen
mit Gleichgesinnten, die so optimistisch sind anzunehmen, dass
es für sie mehr gibt, als das, was ihnen zurzeit möglich
ist und so mutig sind es zu versuchen. Das ist gemeinsames Arbeiten
und gegenseitiges Unterstützen. Alleine geht das nicht.
Das ist das Schöne daran.
Das
wichtigste zum offenen Co-Counsel-Redekreis gibt
es
auf einem Faltblatt im Scheckkartenformat
(PDF-Datei).
|