Erste Schritte selber tun in einer Gruppe

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Redekreis - Selbstwahrnehmung

© Geoff Delderfield


Offener Co-Counsel-Redekreis

Raum für Authentizität

Authentizität erkennt man daran, dass man das was man sagt und tut als in sich Existentes auch fühlt. Eine solche Übereinstimmung zwischen Innen und Außen setzt Kräfte und Energien frei.

Authentisch Sein

Wenn man sich dieses plakative Statement anschaut, ergeben sich Fragen ... und Antworten:

F: Woher kommt die Energie, die man gewinnt, wenn man authentisch aus dem Kontakt mit sich selbst heraus handelt?

A: Energie wird dadurch frei, dass sie nicht länger durch etwas Anderes gebunden ist. Es ist z.B. einfach sehr anstrengend immer 'gut drauf' zu sein. Man braucht viel Energie, alle anderen Gefühle zu kontrollieren und wegzudrängen. Man selbst ist deshalb noch lange nicht 'gut drauf'. Man wird höchstens zu einem mehr oder weniger guten Abziehbild von jemandem, dem es rundherum gut geht.

F: Kann es nicht wichtig sein, in Situationen einen bestimmten Eindruck zu erwecken, um ein Ziel zu erreichen?

A: Es ist verlockend, so etwas zu versuchen, sich z.B. selbstbewusster zu geben als man ist. Ein Problem ist nur: Es gibt mindestens Einen, der einem das nicht abnimmt: Man selbst. Und auch Kollegen bemerken manchmal, dass hinter der präsentierten Fassade Hohlräume sind. Er bemerkt nicht nur dass man nicht 'gut drauf' ist, sondern dass man sich dessen zusätzlich auch noch schämt.

F: Was kann man tun, wenn einem der Mut sich so zu zeigen, wie man sich fühlt, nicht in die Wiege gelegt wurde oder wenn man diesen irgendwann verloren hat?

A: Am besten tut man nichts, sondern man lässt etwas. Ich strenge mich nicht mehr an den Anschein zu erwecken immer gute Laune zu haben. Ich strenge mich nicht länger an, unangenehme Gefühle unter der Oberfläche zu halten. Ich verabschiede mich davon, immer etwas Interessantes sagen zu müssen. …

F: Wenn man das zulässt, findet man sich dann nicht manchmal dort wieder, wo man auf keinen Fall hin wollte?

A: Ja, vielleicht. Aber vielleicht nicht lange. Und vielleicht fühlt sich das gar nicht so schlecht an. Jemand ärgert sich über seinen Freund und versucht eine 'gute Miene' dazu zu machen. Oder er stellt den Freund zu Rede und sagt 'laut und deutlich sein Meinung'. In letzterem Fall handelt er auf jeden Fall authentischer, er folgt seiner augenblicklichen Wahrheit. Er fühlt sich echt und kraftvoll.

Und dann geht es auf einmal weiter. Durch das Wahrnehmen und Annehmen der unangenehmen eigenen Gefühle und das Finden eines Ausdrucks dafür, kann Raum für eine neue Selbstwahrnehmung entstehen. Alles, was es neben diesen belastenden Gefühlen gibt kommt wieder in den Blick, die eigenen Stärken, die Wertschätzung von sich selbst. Man ist nicht länger das belastende Gefühl, sondern man hat es. Und es ist Platz für die Wahrnehmung von dem was z.B. hinter dem Ärger steckt.
Vielleicht ist es eine große Sehnsucht nach Anerkennung.

Dieses authentische Fühlen, Wahrnehmen und Denken zuzulassen, verändert die Situation noch einmal. Der vorher leere Raum ist erfüllt – weil man jetzt anwesend ist. So einfach ist das. Man fühlt sich präsent, gegenwärtig und - eben 'ganz erfüllt', erfüllt, vom Reichtum der Präsens, der eigenen Kraft und Klarheit.

Zulassen von Gefühlen, die man eigentlich nicht fühlen will wie Traurigkeit und Sehnsucht, heißt nicht, dass man darin stecken bleiben muss. Im Gegenteil, annehmen von dem was in mir ist, ermöglicht Zugang zu neuen inneren Räumen und diese sind oft verbunden mit neuen äußeren Möglichkeiten.

F: Handele ich mir damit nicht soziale Probleme ein, wenn ich auf diese Weise authentisch bin, z.B. am Arbeitsplatz?

A: Manchmal ist es ganz sicher gut, einem Kollegen seinen Ärger deutlich spüren zu lassen, manchmal ist der Arbeitsplatz dafür wirklich nicht der richtige Ort - genauso wenig wie die Badewanne der richtige Ort ist, schwimmen zu lernen.

Um aus einem echten Kontakt zu sich selbst heraus mit seinen Gefühlen und seiner Wahrheit authentisch umgehen ist es wichtig, dafür einen sicheren Ort zu haben. Einen Ort, an dem man etwas ausprobieren kann, ohne sich damit Probleme einzuhandeln. Der offene Co-Counsel-Redekreis, die Männer- oder Frauengruppe, die regelmäßigen Abende mit einem Freund oder einer Freundin sind solche Orte. Es geht um Treffen, Reden und Gehen mit Gleichgesinnten, die so optimistisch sind anzunehmen, dass es für sie mehr gibt, als das, was ihnen zurzeit möglich ist und so mutig sind es zu versuchen. Das ist gemeinsames Arbeiten und gegenseitiges Unterstützen. Alleine geht das nicht. Das ist das Schöne daran.

 

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